Luftaufnahmen der Berliner Mauer

Im April 2020 haben John Provan und Markus Lenz ein neues Forschungsprojekt mit dem Namen „Berliner Luft“ ins Leben gerufen, das sich mit historischen Luftbildern von Berlin sowie mit äußerst seltenen Luftaufnahmen der Berliner Mauer beschäftigt. Provan und Lenz haben aus den Archiven der ehemaligen Kasernen der US Army Unmengen an Bild- und Fotomaterial recherchiert, das zwischen 1945 und 1990 erstellt worden ist. Darunter befanden sich auch unzählige Fotos und Negative von Berlin. Nun sind Bilder von Berlin im Grunde genommen nichts Besonderes, denn sie wurden millionenfach von Touristen erstellt; ebenso sind im Zeitraum vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 millionenfach Fotos der Berliner Mauer erstellt worden. Aber Luftbilder der Berliner Mauer sowie Luftaufnahmen der Grenzbefestigungsanlagen in Berlin sind hingegen eine absolute Rarität!

Berliner Mauer

Berlin wurde nach der Einnahme durch die Rote Armee im Zuge der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 gemäß den Londoner Protokollen in vier Sektoren aufgeteilt. Es entstanden die Sektoren der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs Großbritannien, Frankreichs und der ehemaligen Sowjetunion. Im Potsdamer Abkommen war eine Teilung in Westsektoren („West-Berlin“) bzw. in einen Ostsektor („Ost-Berlin“) nicht explizit vorgesehen, jedoch ergab sich diese Spaltung seit 1945/1946 durch den politischen Interessenskonflikt der Alliierten. So führten die zunehmenden politischen Differenzen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion zunächst zu einer wirtschaftlichen Blockade der westlichen Sektoren Berlin, die mit der berühmten „Berliner Luftbrücke“ überwunden werden konnte. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23./24. Mai 1949 und der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 verfestigte sich dieser Interessenskonflikt und mündete schließlich auch in Berlin in den sogenannten „Kalten Krieg“. Der Ost-West-Konflikt führte schlußendlich am 13. August 1961 zum Bau der Berliner Mauer. Berlins Osten und Berlins Westen waren seitdem voneinander getrennt. Der Übergang war nur an bestimmten Kontrollpunkten (Grenzübergängen) möglich. Mit der politischen Wende fiel die Berliner Mauer am 9. November 1989.

Flug- und Fotoverbot über Berlin

Nachdem Berlin in die vier Sektoren der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs Großbritannien, Frankreichs und der ehemaligen Sowjetunion aufgeteilt wurde, konnten Luftbilder der deutsch-deutschen Grenze bis auf wenige Ausnahmen nur von Angehörigen des Bundesgrenzschutzes bzw. vom Militärpersonal der Alliierten erstellt werden. Daher war die in der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 gültige Genehmigungspflicht für Luftbildaufnahmen („Luftbildfreigabe“) für die hier vorliegenden Luftbilder nicht zutreffend, denn die Luftaufnahmen wurden vom US-amerikanischen Militär für besondere Aufklärungszwecke erstellt und entzogen sich damit der Rechtshoheit der Bundesrepublik Deutschland.

So stehen Provan und Lenz nun vor einem nicht sortierten und nicht beschrifteten Konvolut historischer Luftbilder von Berlin. Einige markante Gebäude bzw. Bauwerke sind für jeden sofort erkennbar und führen dazu, dass einzelne Luftbilder sehr einfach identifiziert werden können. Andere Luftbilder hingegen geben Anlaß darüber zu rätseln, welche Straßen, welche Gebäude oder welche Berliner Stadtteile seinerzeit aus der Luft abgelichtet worden sind. Einmal mehr - ähnlich wie beim Forschungsprojekt der „Trolley Mission“ - ist die Notwendigkeit gegeben, die Luftbilder korrekt zu identifizieren.

Ziel der Luftbildauswertung

Ziel des Projektes ist neben der dafür eingerichteten Internetseite mit dem Namen „Berliner Luft“ die vollständige Katalogisierung und Identifizierung der vorhandenen Luftaufnahmen. So wurden von mir zunächst 144 Luftbilder digital restauriert; davon hatte ich zwölf Bilder gelöscht, da sie nicht die Zonengrenze zwischen West-Berlin und Ost-Berlin, sondern die Staatsgrenze zwischen Hessen und Thüringen zeigten. Von den verbleibenden 132 Luftbildern konnten bis auf wenige Bilder fast alle Standorte identifiziert werden. Der Bestand der Berliner Luftbilder ist mittlerweile nach den bekanntesten Bauwerken bzw. Straßen sortiert worden.

Luftbild der alten Eisenbahnbrücke (Görlitzer Brücke) über den Landwehrkanal zwischen dem Görlitzer Ufer in Berlin-Kreuzberg und dem Wiesenufer in Berlin-Treptow
Luftbild der Ruinen und Trümmer vom Haus Vaterland am Potsdamer Platz in Berlin
Luftbild der Lohmühleninsel zwischen Landwehrkanal und Flutgraben zwischen Puschkinallee und der Straße vor dem Schlesischen Tor
U-Bahnhof Bernauer Straße hinter der Berliner Mauergrenze quer zur Brunnenstraße
Luftaufnahme Martin-Gropius-Bau in der Niederkirchnerstraße quer zur Stresemannstraße in Berlin
Luftbild Berlin - Bernauer Straße mit Straßenbahn sowie Oderberger Straße und Eberswalder Straße
Berlin Luftbild Bernauer Straße
Berlin Luftbild Alte Späthbrücke am Teltow-Kanal
Berlin Luftbild Reichstag vom 9. Juli 1966

Weiteres Ziel sind nun ausführliche Beschreibungen, welche Straßen und Gebäude im Detail auf den Luftaufnahmen zu erkennen sind. Jene Bildbeschreibungen sollen sowohl in englischer Sprache (John Provan) als auch in deutscher Sprache (Markus Lenz) in einem Buch publiziert werden. Darüber hinaus sollen die vollständigen Metadaten aus diesem Projekt in die Sammlung des „AlliiertenMuseums“, das auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof angesiedelt ist, überführt werden. Zu berücksichtigen gilt, dass es sich um ein privates Forschungsprojekt handelt, das keinerlei finanzielle Unterstützung erfährt, sondern aus historischem Interesse an der Stadt Berlin und des ehemaligen Verlaufes der Berliner Mauer entstanden ist. Es gibt keine Sponsoren und keine Forschungsgelder für dieses Projekt.

Luftfahrthistorische Forschung

Ich stehe als Sachverständiger für Museen, Bibliotheken, Staats- und Landesarchive, Senatsverwaltungen, Unternehmen sowie Architektur- und Ingenieurbüros auf Honorarbasis zur Verfügung, um Auftrags- und Forschungsarbeiten, die sich vornehmlich mit der Luftfahrt und ihrer Geschichte, mit Luftbildsammlungen oder mit der Auswertung und Analyse historischer Aufnahmen beschäftigen, durchzuführen. Ausführliche Informationen über meine Leistungen finden Sie in der Rubrik „Luftfahrthistorische Forschung“ auf dieser Internetseite.

Private und staatliche Institutionen können meine professionelle Unterstützung anfordern, wenn es um die Beschaffung, Digitalisierung, Analyse und Auswertung historischen Luftfahrtmaterials und alter Luftbildbestände geht. Häufig umfassen meine Arbeiten auch das Aufspüren von Primärliteratur, das Erarbeiten von Bibliographien sowie das Anfertigen von Sachstandsberichten für spezifische Projekte. Darüber hinaus biete ich auch Dienstleistungen an, die eng mit der Digitalisierung von Bildbeständen verbunden ist, beispielsweise die elektronische Bildbearbeitung (Belichtungskorrekturen, Tonwertkorrekturen, Farbkorrekturen, etc.). Bildarchive können somit ihren Bestand zur Bearbeitung an mich auslagern und kostengünstig optimieren lassen.