Im Rahmen eines Auftrages nahm ich die Stadt Danzig (Gdańsk) in den Fokus, insbesondere den Stadtteil Schnellmühl (Młyniska) und die dortige Wohnsiedlung „Grünes Dreieck“ (Zielony Trójkąt). Der Stadtteil Schnellmühl liegt im Norden Danzigs und grenzt an die Bezirke Aller Engel (Aniołki), Langfuhr (Wrzeszcz Dolny), Lauenthal bzw. Lauental (Letnica) und Troyl (Przeróbka). Damals wie heute war ein großer Teil Schnellmühls von Werftanlagen, Industriebetrieben und Eisenbahnanlagen geprägt. Dennoch gab es in den 1930’er Jahren auch ein Wohngebiet, das sogenannte „Grüne Dreieck“, dessen geographische Ausdehnung einer markanten Dreiecksform entspricht und im Norden durch den Strießbach (Strzyża), im Osten durch den ehemaligen Paul-Beneke-Weg (Ulica Marynarki Polskiej) und schließlich im Westen durch einen Eisenbahndamm begrenzt wird.
Über den mit Satellitenbildern ausgestatteten Straßenkartendienst der russischen Suchmaschine Yandex (Яндекс Карты) kann das Grüne Dreieck lokalisiert werden. Der nachstehende „Screenshot“ (Bildschirmfoto) zeigt das Wohngebiet Zielony Trójkąt im Stadtteil Młyniska.
Abbildung: Danzig, Grünes Dreieich, Screenshot Yandex Maps
Quelle: Yandex Maps
Über den mit Satellitenbildern ausgestatteten Straßenkartendienst der US-amerikanischen Suchmaschine BING (Bing Maps) kann das Grüne Dreieck ebenso lokalisiert werden. Der nachstehende „Screenshot“ (Bildschirmfoto) zeigt das Wohngebiet Zielony Trójkąt im Stadtteil Młyniska.
Abbildung: Danzig, Grünes Dreieich, Screenshot Bing Maps
Quelle: Bing Maps
Während jene Online-Geodatendienste, also Yandex Maps, Bing Maps und schließlich auch Google Maps, eine sehr gute Hilfe sind, Orte der Vergangenheit aus heutiger Sicht ausfindig zu machen, ist es für die weitere Recherche- und Forschungsaufgabe unerläßlich, mit historischem Kartenmaterial zu arbeiten. Hierfür hilft uns das Online-Projekt „MAPSTER“ (Archiwum Map Zachodniej Polski), eine Sammlung digitaler kartographischer Materialien, insbesondere von historischen Landkarten und Stadtplänen Polens sowie Mittel- und Osteuropas. Die Suche nach Kartenmaterial von Danzig bzw. Gdansk führt zu einer extrem reichhaltigen Ausbeute, denn das Archiwum Map Zachodniej Polski verweist auf weit über 100 digitalisierte Karten aus dem Zeitraum von etwa 1650 bis 2005.
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Suchergebnisse nach Danzig
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Wyniki wyszukiwania dla Gdańska
Als Beispiele sind nachstehend ein Kartenausschnitt aus einer ehemals deutschen Karte, die vom „War Office“ im Jahre 1944 unter dem Titel „Danzig (North)“ reproduziert wurde, sowie ein Ausschnitt aus einer russischen Stadtkarte aus dem Jahre 1978 aufgeführt, die uns den Hinweis geben, dass die Wohnsiedlung „Grünes Dreieck“ nicht nur im Stadtteil Schnellmühl (Młyniska) lag, sondern auch als Stadtgebiet mit dem Namen „Neuschottland“ (Nowe Szkoty) bezeichnet wurde.
Abbildung: Danzig (North), Oktober 1944
Quelle: British War Office, GSGS 4496
Abbildung: ГДАНСК, Gdańsk, Danzig, 1978
Quelle: Russische Stadtkarte ohne Quellenvermerk, 1978
Mit derart reichhaltigen Informationen ausgestattet konnte ich nun in den in Europa verfügbaren Luftbildarchiven, Luftbilddatenbanken sowie osteuropäischen Universitätsbibliotheken und Staatsarchiven nach historischem Bildmaterial suchen. Diese Suche wurde mit drei Luftaufnahmen des „Grünen Dreiecks“ belohnt. Erstellt wurden diese Luftbilder im Jahre 1929 vom Aerokartographischen Institut aus Breslau. Aus drei Himmelrichtungen wurde die Wohnsiedlung aus der Luft photographiert.
Abbildung: Danzig - Luftbilder Grünes Dreieck
Quelle: Aerokartographisches Institut, Breslau, 1929
Während die Recherche nach historischen Luftaufnahmen die „Pflicht“ dieses Forschungsauftrages ausmachte, war hingegen die „Kür“ die nachträgliche Kolorierung der Luftbilder. Insbesondere die farbige Gegenüberstellung der historischen Schrägaufnahmen im unmittelbaren Vergleich mit Bildausschnitten von Google Maps bzw. Google Earth läßt uns geographische und städtebauliche Veränderungen sprichwörtlich auf den ersten Blick erkennen.
Abbildung: Vergleich von „Damals“ und „Heute“
Quelle: Google Maps
Abbildung: Vergleich von „Damals“ und „Heute“
Quelle: Google Maps
Abbildung: Vergleich von „Damals“ und „Heute“
Quelle: Google Maps